Der Schaukasten Herisau hat für seine vierte Präsentation die Appenzell Biennale eingeladen.
Starlings Einladungskarte in leuchtendem Gold.
Die Appenzell Biennale schreibt zur Präsentation von Simon Starling: Kintsugi ist eine japanische Restaurations-Technik, bei der beschädigte Keramik- oder Porzellangegenstände mit Urushi (Japanlack) und feinstem Pudergold wiederhergestellt werden. Dabei werden die Porzellanbruchstücke mit Urushi zusammengeklebt. In die noch feuchten Urushi-Schichten streut der Kintsugikünstler das Pudergold ein und gestaltet die Oberfläche mit feinen asiatischen Ornamenten. Kintsugi dient nicht dazu, den Fehler oder den Bruch unsichtbar zu machen, sondern wertet diesen durch die Verzierungen auf.
Die Umwertung und Transformation von Dingen ist ein wesentlicher Aspekt in der Arbeit von Simon Starling. Manchmal ist diese Transformation eine direkte, sichtbare Umwandlung eines Gegenstandes – wie die Umformung des Rahmen eines «Marin Sausalito»-Fahrrades zu einem Eames-Stuhl (Work, Made-Ready, 1997) oder der Umbau der gebrauchten und gefundenen Lampenschirme zum Design-Klassiker von Paul Hennigsen (Home-Made-Hennigsen PH5 Lamps, 2001). Manchmal aber sind die Verwandlungen von Simon Starling verbunden mit langen Reisen, mit Umwegen und Kreisläufen, denen der Künstler auf der Suche nach den Geschichten und Geheimnissen der einfachen Gegenstände folgte. So fuhr Simon Starling beispielsweise mit einem roten Fiat 126 von Turin (wo der Wagen bis in die 70er Jahre produziert wurde) nach Polen, dem neuen Produktionsort des italienischen Autos und liess ihn dort für die Rückfahrt mit neuen weissen polnischen Türen ausstatten. Zurück in Turin wurde das kleine Auto – wie ein Bild, oder eben wie die rot/weisse (polnische) Flagge an die Wand der Galerie gehängt (Flaga 1972–2000).
Die Installation von Simon Starling im Schaukasten Herisau.
«Der Angriff auf die gewohnte Hierarchie der Dinge, die Umkehrung von Oben und Unten, das Durcheinanderbringen des Geadelten und des Geringgeschätzten, das Umstülpen des Innen und des Aussen, das Vertauschen des Nahen und Fernen, von Mittel und Zweck, all dies ergibt sich durch die eigenständige Art und Weise, mit der sich der Künstler einen Weg durch die Welt bahnt.» (Daniel Kurjakovic) Mit Kintsugi thematisiert Starling die Verwandlung eines gebrochenen, kaputten Gegenstands in einen neuen, wertvollen Gegenstand – in ein Schmuckstück? Und schafft eine leise Verbindung von den japanischen Restaurations-Künstlern ins Appenzellerland. Ursula Badrutt Schoch/Christiane Rekade
Simon Starling (*1967 in London) lebt in Kopenhagen. Er wurde 2005 mit dem renommierten Turner-Preis ausgezeichnet. Zur Zeit ist seine Ausstellung «Nachbau» von ihm im Museum Folkwangen in Essen (D) zu sehen. Neben der Appenzell Biennale nimmt Simon Starling dieses Jahr an drei weiteren Biennalen teil (Moskau Biennale, Sharjah Biennale, Busan Biennale).»
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